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Wenn zwei einer Meinung sind, ist einer von beiden überflüssig

Das ist kein Aufruf zu „Hauptsache anders“ – es ist ein Aufruf zum Mut, einen vermeintlichen Status Quo zu hinterfragen. Ein Aufruf zum Mut, Fragen zu stellen. Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Nachzudenken, ob etwas wirklich gut ist, oder anders sogar besser sein könnte. Nicht nur der Sympathie zuliebe jemandem zustimmen. Vom Mut, die eigene Verantwortung zu erkennen und sie zu leben, auch wenn Gegenwind droht.

Machen wir uns nichts vor: Es ist schön, wenn Menschen der gleichen Meinung sind wie wir. Wir fühlen uns verstanden, spüren eine gleiche Wellenlänge und das Gegenüber ist uns automatisch sympathisch. Anstrengend sind doch die anderen, die etwas anderes denken und es uns auch noch sagen. Uns Widerworte geben. Unerhört! Ich weiß genau, wovon ich rede, denn auch ich habe früher zwar nicht immer lautstark contra gegeben, wenn mir etwas gegen den Strich ging, aber ich habe oft geschwiegen. Auch nicht besser. Warum habe ich geschwiegen? Weil ich Ablehnung befürchtete. Heute bin ich zum Glück weiter.

Ich habe gelernt, dass es gut ist, seinen Mund aufzumachen. Weil sich sonst nichts ändert. Bitte nicht verwechseln mit den sogenannten Querdenkern, die einen an sich schönen Begriff „etwas quer/anders denken“ leider völlig missbraucht haben und ihm eine Negativität verpassen, die ihm im Kern überhaupt nicht inne liegt. Ganz im Ernst: Hätten sich am 28. Juni 1969 in New York nicht Dragqueens, Transsexuelle und Schwarze in einem Aufstand (der in regelrechte Straßenschlachten mündete) gegen die gewalttätigen und gezielten Razzien der Polizei zur Wehr gesetzt, müssten wir uns noch heute schamvoll in eigene Lokalitäten zurückziehen und wären nicht normaler Bestandteil dieser Gesellschaft. Der Christopher Street Day feiert die Erinnerung an dieses Ereignis und appelliert an das, was laut unserem Grundgesetz eigentlich Normalität sein sollte:

„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“

Das gilt auch, wenn sie anderer Meinung sind als die Allgemeinheit. Es gibt kein Gesetz, das uns vorschreibt, wie wir zu denken oder zu fühlen haben. Zum Glück nicht. Es gibt sehr interessante Studien zu dem Thema Meinungsverschiedenheit. Besonders faszinierend finde ich die Forschungsergebnisse der Psychologin Charlan Jeanne Nemeth, die an der University of California in Berkeley lehrt. Sie hat herausgefunden, dass unterschiedliche Sichtweisen wichtiger sind als unterschiedliche Merkmale und den gedanklichen Diskurs geradezu befeuern.

In den USA zum Beispiel zeigte sich in Gerichtsverhandlungen mit Geschworenen, dass das Urteil mehr Qualität aufwies, wenn nur ein Geschworener Bedenken gegen das bislang einstimmige Ergebnis äußerte. Fragen stellte, Zweifel anmeldete, das Ereignis aus einem neuen Blickwinkel betrachtete. Und, so Nemeth, dabei war es völlig egal, ob die Person nun Recht hatte oder nicht. Entscheidend war, dass mit ihrem „anders denken“ und „anderer Meinung sein“, die Debatte eine nachweislich höhere Qualität hatte. Das muss man sich einmal vorstellen! Denn es bedeutet:

Extreme Aussagen befeuern Gespräche.

Wir haben es auch den vermeintlichen „Extremen“ und einer sich bahnbrechenden Wut zu verdanken, dass Schubladendenken abgenommen hat. Seit sich unsere Gesellschaft über das Gendern aufregt, oder über neue Pronomen, stellt niemand mehr die Notwendigkeit in Frage, mehr Frauen in Führung zu bringen. Seit wir uns darüber streiten, ob Menschen mit jeder (schweren) Form der Behinderung in Schulen inklusiv unterrichtet werden sollten, wird die Inklusion von körperlichen Behinderung kaum noch in Frage gestellt! Wir verstehen zunehmend, dass kognitive Diversität auch eine politische Bedeutung hat. Immer mehr fordern die Einbindung dieser Vielfalt laut ein, ich bin einer von vielen.

Es kostet viel Kraft, anderer Meinung zu sein. Meine Mutter hatte und hat diese Kraft noch heute, selbst mich bringt sie mit ihrer ständigen Nachdenklichkeit und Fragerei manchmal zur Weißglut. Doch gleichzeitig bin ich ihr sehr dankbar, denn nur dank ihr kann ich heute beim Autofahren gleichzeitig trinken, wenn ich Durst habe.

Warum „Stärke deine Stärken und Schwäche deine Schwächen“ nicht zwangsläufig gut ist

Meine Arme sind unterschiedlich lang, der rechte ist länger als der linke. Was lag also näher, als den Joystick für meinen ersten Rollstuhl auf der rechten Seite anzubringen? Alle waren dafür, meine Mutter war dagegen. Sie war überzeugt, dass ich den Joystick auch mit links bedienen kann, wenn ich muss. Sie wollte vermeiden, dass ich mich zu sehr auf meine starke Seite verlasse. Sie wollte mich motivieren, auch mit einem vermeintlich schwierigeren Weg auf Dauer besser zu fahren. Das tue ich im wahrsten Sinne des Wortes noch heute im Auto. Ich bediene mit links den Joystick und trinke mit rechts. Andersrum wäre es nicht möglich. Es hat sich gelohnt, nicht das Offensichtliche zu tun.

Vermutlich habe ich es auch meiner Mutter zu verdanken, dass ich so viel denke, hinterfrage, aus allen möglichen Blickwinkeln betrachte, nichts als grundsätzlich gegeben annehme und auch, dass ich mich wehre. Denn ich bin kein Opfer, nur weil ich im Rollstuhl sitze. Oder mir Arme und Beine fehlen. Ich bin ein Mensch wie du und will auch als solcher behandelt werden. Ist das nicht der Fall, wehre ich mich mittlerweile laut und deutlich und es ist mir völlig egal, ob du mich dann noch nett oder sympathisch findest. Da unterscheide ich mich von dir in ähnlicher Situation kein bisschen. Oder wäre dir Sympathie wichtiger als deine Verantwortung, etwas richtig zu stellen?

Ein Beispiel aus dem letzten Jahr: Wetten, dass er das mit mir nicht hätte machen können?

Thomas Gottschalk gibt seine Abschiedssendung. Als Kinderwette kommt der kleine Felix im Rollstuhl in den Saal gefahren. Gottschalk geht mit ihm zur Bühne, wo der Weg ein abruptes Ende nimmt. Zwei Stufen führen auf das Podest mit den Gästen und Wettpaten von Felix. Felix lächelt schüchtern hinauf und ich selbst springe vor Zorn fast aus meinem eigenen Rollstuhl. Hallo!? Wo zum Henker ist die Rampe? Es ist ja nicht so, als wäre das Ereignis plötzlich vom Himmel gefallen. Jeder wusste Monate im Voraus, dass da ein Kind im Rollstuhl kommt und keiner hält es für nötig, eine Rampe hinzulegen, damit das Kind nicht deutlich sichtbar vor einer für es unüberwindlichen Barriere steht? Ich hätte einen Aufstand gemacht! Aber hallo! Live vor der Kamera hätte ich darauf bestanden, dass dieser Fauxpas nicht nur erkannt, sondern sich auch alle in Grund und Boden geschämt hätten. DAS nennen wir eine inklusive Gesellschaft? Ein Armutszeugnis war das! Ich rege mich immer noch auf, wie du merkst und genau das meine ich:

Es ist wichtig, Verantwortung zu übernehmen und nicht aus Furcht vor Sympathieverlust zu schweigen. Nur so kann sich etwas ändern. Und es MUSS sich etwas ändern. Ich möchte, dass unsere Gesellschaft das aus eigener Erkenntnis auch will. Es reicht nicht, nur eine soziale Verantwortung zu erfüllen. Es muss normal werden. Und bis es das ist, erhebe ich meine Stimme. Nicht nur für mich. Für viele von uns. Für eine bessere Welt.

In einer im August 2023 veröffentlichten Studie von McKinsey ist nachzulesen, dass der Wirtschaft 100 Milliarden Euro - 100.000.000.000! – verloren gehen, weil kulturelle Vielfalt in Unternehmen nicht integriert wird. Können wir uns das wirklich leisten? Wollen wir das?     

Foto: Katy Otto

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© 2024 Janis McDavid